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Sind Privatschulen die besseren Schulen? Teil 2

Warum Privatschule?

Mit dieser Frage startet die Diskussion. Keller erklärt, sie als Pädagogin und Mutter habe eine „intensive Frustration“ in der öffentlichen Schule erlebt. Sie spricht davon, dass Schulen und Elternhaus mit vertauschten Rollen zu tun haben und sie sich als Mutter der Aufgabe gegenüber sah, die schulischen Defizite zu Hause nachzuarbeiten, wobei die Schule – mehr als in ihren Augen nötig – die Schüler erziehen wolle. Denneborg konstatiert, dass private Schulen immer dann gut seien, wenn sie Defizite abdeckten. Obwohl Schulen selbstverständlich einen Erziehungsauftrag haben, sollten Eltern wiederum keine Ersatzlehrer sein. Behler wirft zudem ein, dass Eltern in aller Regel fragen, welche Schule in unmittelbarer Nähe für ihr Kind in Betracht kommt – zunächst unabhängig davon, ob sie privat oder öffentlich sei.

Haben Schulen einen Ethos?

Sind Privatschulen die besseren Schulen?
Foto: Henning Angerer

Denneborg spricht davon, dass Schulen einen Ethos haben müssen, der den Grad der Professionalität einer Schule beschriebe: welche Lehrer mit welcher Ausbildung? Und Behler ergänzt, dass Eltern auch auf das schulische Profil, das Angebot sowie die pädagogische Ausrichtung Wert legen und die Frage nach der Trägerschaft erst in zweiter Linie stellen würden.

Auch Bueb berichtet aus seiner langjährigen Erfahrung und zeichnet ein idyllisches Bild (so mitunter die Kritik der Runde) von Privatschulen und Internaten: So wolle eine Schule wie die Schule Schloss Salem mit einem ganzheitlichen Ansatz das Selbstwertgefühl der Schüler stärken, sich kümmern und die Leistungen fördern. Bildung sei, so Bueb, auch immer Charakterbildung. Eine gute Schule zeichne sich seiner Meinung nach dadurch aus, dass sie Schule und Spiel (beispielsweise Theater, Musik, Sport) im Schulalltag vereine. Seine (und die alte) Kritik ist, dass die deutsche Schule eine reine Leistungs- und Bewertungsschule sei und Leistung allein an der Note gemessen würde.

Die Erfahrungen der Diskutanten gehen allerdings auch in andere Richtungen, so seien vor allem katholische Privatschulen (die den größten Teil der deutschen Privatschulen darstellen) von Disziplin und Leistungsdruck geprägt – Spiel habe dort wenig bis gar keinen Raum im Schulalltag.

Vorteile der Privatschule?

Durch ihre private Finanzierung (mit staatlicher Subvention) haben Privatschulen den entscheidenden Vorteil gegenüber öffentlichen Schulen, dass sie eine stärkere Auswahl der Lehre vornehmen und auch das Konzept der Schule durch bessere Kooperationen und Organisation der Lehrerschaft durchsetzen können. Der Vorwurf, das Niveau des Unterrichts an öffentlichen Schulen stehe und falle mit dem jeweiligen Lehrer, wird von der Runde größtenteils bestätigt. Doch ob es sinnvoll ist, an diese Stelle private Schulen mit starker Auswahl – sowohl der Lehrer- als auch der Schülerschaft (ein weiteres Vorurteil gegenüber Privatschulen) – treten zu lassen, anstatt die Lehrerausbildung zu verbessern, bleibt letztlich offen.


 

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