Die Zahlen sprechen für sich: Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2006 (letzte Erhebung) in Deutschland 2867 Privatschulen gezählt. Dies sind mehr als 40 Prozent seit der politischen Wende. Der Trend hin zu Privatschulen ist seit den 1990er Jahren zu verzeichnen und nicht allein mit PISA zu erklären. Vielmehr werden meist nicht die Ergebnisse der PISA-Studie als Auslöser für den Anstieg an Privatschulen verantwortlich gemacht, sondern der Umstand, dass es in der DDR keine Privatschulen gab. Daher bestünde in den neuen Bundesländern ein Nachholbedarf, der sich in den zahlreichen Neugründungen von Privatschulen zeige.
Wo sich der Boom der Privatschulen allerdings niederschlägt, ist in den Zahlen der Bewerbungen. Immer mehr Eltern möchten ihre Kinder aus den Regelschulen mit ihrem Frontalunterricht nehmen und an einer Privatschule anmelden. Allerdings übersteigt die Quote der Bewerber die Anzahl der verfügbaren Schulplätze um 30 bis 40 Prozent.
Privatschulen versprechen den interessierten Eltern und Kindern, dass sie bessere Lernbedingungen schaffen, bilingualen Unterricht anbieten, in kleineren Klassen oder Gruppen, klassenübergreifend und multikulturell lernen und lehren und dass sie anhand bestimmter pädagogischer Konzepte auf die Kinder eingehen. Eine individuelle Betreuung und Förderung steht dabei weit mehr im Vordergrund als an öffentlichen Schulen. Zusätzliche Angebote, die sich der Förderung von hochbegabten und leistungsstarken Kindern oder der Förderung von Kindern mit Lern- und Konzentrationsschwächen widmen, runden das Profil der Privatschulen ab. Doch das alles gibt es meist nicht umsonst.
Eltern müssen mit einem zwei- bis vierstelligen Eurobetrag rechnen, der für das Schulgeld fällig wird. Dabei variiert der Betrag je nach Einrichtung und Selbstverständnis der Privatschule. Es gibt einkommenabhängige Schulgelder, Stipendien oder wie häufig an konfessionellen Privatschulen einen geringfügigen Elternbetrag. Allerdings beschert gerade das Thema Schulgeld den Privatschulen den Vorwurf, nur Kinder zu unterrichten, die den entsprechenden finanziellen Hintergrund besitzen und damit eine Elite auszubilden.