Gerade in Stadtteilen mit einem hohen Migrantenanteil sehen die öffentlichen Schulen zusehends ihre Schülerzahlen schwinden. Manche sprechen von einer regelrechten Flucht der guten Schüler vor den staatlichen Schulen: Eltern würden vermehrt ihre Kinder abmelden und Umschulungsanträge stellen. Oder sie an Privatschulen anmelden. Das Ergebnis ist, dass viele Berliner Schulen schon den Schulbetrieb einstellen mussten, weil die Schüler ausblieben.
Viele Eltern, in der Überzahl bildungsnahe Bürger, gründen nun selber Privatschulen, um ihren Kindern die schulische Bildung zukommen zu lassen, die sie sich wünschen. In einem Protestbrief von 68 Schulleitern aus dem Berliner Bezirk Mitte heißt es: „Die Gründung zahlreicher privater Schulen, oft von den enttäuschten Eltern angeregt, ist eine eklatante Misstrauenserklärung an das Berliner Schulsystem“.
Die Schulen leben heute noch mehr als früher von ihrem (guten) Ruf. Doch was ist der gute Ruf und wie kommt er zustande? Es sei das, was im Kiez so erzählt wird, sagt eine Elternvertreterin. Zudem orientieren sich viele Eltern an der sozialen Herkunft der Schüler einer Schule und schließlich stellt der Anteil der Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ein ausschlaggebendes Kriterium bei der Schulwahl dar: begehrte Schulen liegen bei 30 Prozent.
Vermehrt private Grundschulen
Schaut man auf die Zahlen der Neugründungen von Privatschulen, werden der Trend und die aktuellen Entwicklungen bestätigt. Es fällt sofort ins Auge, dass eine Vielzahl privater Grundschulen dabei ist: In Berlin waren von 13 neu gegründeten Privatschulen acht Grundschulen und in Hamburg fünf von zehn Neugründungen ebenfalls Grundschulen. Auch die Schülerzahlen der Privatschulen steigen damit: In Köln stieg die Zahl der privaten Grundschüler innerhalb eines Schuljahres von 400 auf beinahe 600.