Auch Weiß sieht Deutschland noch fern von britisch-amerikanischen Verhältnissen, in denen der Besuch einer renommierten und teuren Privatschule für jeden, der etwas auf sich hält, selbstredend ist. Doch rückt auch in Deutschland solche eine Zwei-Klassen-Gesellschaft näher? Zunächst einmal ist für Deutschland zu bemerken, dass in repräsentativen Studien kein gewichtiger Unterschied zwischen den Ergebnissen staatlicher und privater Schuleinrichtungen ausgemacht werden konnte.
Trotz allem besteht der Trend einer Segregation der Schülerschaft innerhalb der deutschen Bildungslandschaft, der durch eine kontinuierliche Ausweitung des Privatschulbereichs weiterhin gestärkt werden würde. Was Privatschulen heute bieten, sind Extraprofile, die einen Abschluss aufwerten können. Dadurch erhoffen sich gerade die Eltern einen Vorteil beim Start ins Berufsleben ihres Nachwuchses.
Privatschulen als Kaderschmieden?
Beispielsweise in England oder auch den USA sind die Privatschulen häufig Eliteschulen und sogenannte Kaderschmieden. Soziales Kapital, Netzwerke und Beziehungen – das sind die Gründe, weswegen Eltern mit hohen Beträgen in die Ausbildung ihrer Kinder investieren. Doch hierzulande werden viele Privatschulen staatliche subventioniert und dürfen de facto eine Trennung der Schüler aufgrund ihres sozio-ökonomischen Hintergrunds nicht unterstützen.
Chancengleichheit als oberstes Ziel
Weiß weist darauf hin, dass die Bildungspolitik zum Ziel hat, die Chancenungleichheiten, die das deutsche Bildungssystem mitunter aufweist, zu verringern und zu beseitigen. Er denkt, dass der Ausbau des Privatschulsektors dem gegenläufig wäre und somit die Trennung und die Chancenungleichheit verstärke. Wichtig sei es, die bestehenden Tendenzen zu erkennen und aufzupassen, dass die Verhältnisse sich nicht ausweiten und die Spaltung der Gesellschaft nicht vorangetrieben würde.